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Originally Posted by Steiger
Ja genau, die Bittiefe in den Projekteinstellungen war nicht auf 64 Bit eingestellt.
Im leeren Projekt klingt die gerenderte Mediendatei genau wie im Projekt selbst. Gehen die Projekte eigentlich auch über den Mediaplayer raus?
Ich habe im VLC Player mal rumprobiert und die Kompressorfunktion aktiviert. Lautstärke stimmt jetzt. Klingt auch wie bei Reaper, soweit ich das beurteilen kann. Empfielt es sich hier eigentlich an der Equalizer Funktion zu drehen?
Ich höre momentan nur auf Laptop und Kopfhörer. Im Normalfall benutze ich ein Audiointerface mit Asio Treiber.
Nach Verschicken der Datei meinte ein Kollege aus der Band, es fehlten Frequenzen. Könnte natürlich auch an seiner Abhöre liegen.
Vielen Dank für die Hilfe, bin schon ein ganzes Stück weiter.
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Gerne
Da sind wir ja schon mal ein gutes Stück weitergekommen. Sehr erstaunlich, dass die Bittiefe nicht auf 64 Bit eingestellt war, denn das ist die Werkseinstellung und die sollte man auch möglichst nicht verändern, da man sich nur selbst um die bestmögliche Summierqualität bringt.
Jetzt zu den weiteren Punkten. Da gibt es so einiges, was wir ansprechen müssen, also nimm dir ein paar Minuten Zeit - dies wird ein relativ langer Post werden
An der Bittiefe liegt es ja wie gesagt nicht, wenn eine gerenderte Datei außerhalb von Reaper anders klingt als vor dem Rendern. Rendern ist ein Prozess, der zu 100% innerhalb von Reaper selbst stattfindet. Das verwendete Audiosystem, Audiointerface und das Betriebssystem haben auf das Renderergebnis keinerlei Einfluss! Die Render-Engine einer DAW ist sozusagen nur die Drüse, über die die DAW den fertigen Mix auf das Speichermedium des Betriebssystems herausdrückt
Das umgebende System ist daran nicht beteiligt (zum Glück!).
Auf dem Screenshot deiner Renderingeinstellungen ist zu sehen, dass du den Resample-Modus nicht auf
"r8brain free" eingestellt hast. Dieser ist momentan jedoch der beste und gleichzeitig effizienteste. Du solltest diese Einstellung bereits an den beiden entsprechenden Stellen in den Projekteinstellungen vornehmen und dies dann für alle deine künftigen Projekt-Templates als Grundeinstellung verwenden.
In der Zeile "
Dateiname" des Renderdialogs solltest du keinen expliziten Namen vorgeben sondern mit dynamischen Wildcards arbeiten Diese werden über den rechts daneben stehenden Knopf angezeigt - man kann sie aber auch einfach in die Dateinamenzeile hineinschreiben. Ich empfehle entweder "
$project - $year-$month-$day" oder "
$directory1 - $directory - $year-$month-$day", je nachdem wie du deine Projekte hierarchisch im Projektordner anlegst. Bei mir gibt es einen Haupt-Reaper-Projektordner
F:\Reaper. Darin erstelle ich Unterordner mit den Kunden- bzw. Bandnamen, z. B.
F:\Reaper-Projekte\Horst Müller Trio und in diesen dann wiederum Projekt-Unterordner mit den Namen der jeweiligen Songs, z. B. einen Ordner namens "
Brutal truth". Der Pfad zum Projekt lautet somit
F:\Reaper-Projekte\Horst Müller Trio\Brutal truth. Die dort hinein gespeicherte Projektdatei nenne ich nach dem Schema [Bandname - Songname], also in diesem Fall "
Horst Müller Trio - Brutal truth.rpp". Nutze ich nun den oben erwähnten Wildcard-Rendernamen "
$project - $year-$month-$day", so speichert Reaper die gerenderte Datei automatisch mit dem Namen
"Horst Müller Trio - Brutal truth - 2023-10-25.wav" in den Projektordner. So habe ich automatisch immer aktuell datierte Masterdateien, ohne etwas tippen zu müssen und ohne die Gefahr, mich dabei zu vertippen. Außerdem sind alle Dateien gut in ihrer Chronologie erkennbar, falls ich mehrere Masterdateiversionen erstelle. Sollte ich am gleichen Tag mehrere Versionen erstellen müssen, hänge ich manuell den Zusatz "
v2" hinter die Wildcard (und später am gleichen Tag ggf. "
v3", etc).
Zu den Projekteinstellungen: Hier solltest du im ersten Tab den Haken vor der Samplerate setzen und dann auch den Haken darunter bei "Force ...". Dies stellt sicher, dass alle Events in Reaper genau auf dem Sampleratenraster stattfinden und nicht irgendwo zwischen Samples, was unvorteilhafte Auswirkungen haben kann. Stelle auf dieser Seite außerdem wie bereits erwähnt die beiden Resamplemodi auf "
r8brain free" ein.
Im Tab "
Medien" der Projekteinstellungen solltest du in der Zeile "
Pfad für Mediendateien" einen Ordnernamen wie "
Medien" eintragen. Dadurch werden die Medien eines Projektes automatisch nicht im Projektordner sondern in dem entsprechend benannten Unterordner gespeichert, was die Übersichtlichkeit nochmals erhöht.
Bei der Option "
Format for Apply FX, Glue, Freeze, etc." stellst du "
Recording format" ein. So haben Dateien, die durch Freezen oder Glueing entstehen, das gleiche Format wie aufgenommene Mediendateien.
Gleich darunter stellst du bei "
Default format for region/project render" WAV24 bit ein.
Im Tab "Erweitert" der Projekteinstellungen stellst du die erste Option (Regel beim Mischen von Items) auf "
Items werden immer gemischt". Wie es scheint nutzt du eine ältere Reaper-Version. Sofern du die Möglichkeit hast, auf die neueste Version upzudaten, würde ich dies aus vielerlei Gründen dringend empfehlen. Die neueren Versionen haben z. B. in diesem Tab der Projekteinstellungen die Möglichkeit, das Panoramaverhalten von "
Sine Taper" auf "
Linear Taper" umzustellen, was ich empfehlen würde.
Das wären erst mal die wichtigsten Einstellungen, um in bester Qualität und so effizient wie möglich zu arbeiten.
Übrigens solltest du immer zuerst ein Projekt mit neuem Namen in einen entsrechend benannten Projektordner anlegen, bevor zu die ersten Audioaufnahmen machst. Nur dann werden die erzeugten Medien im korrekten Projektordner gespeichert und dank unserer obigen Voreinstellungen auch automatisch aussagekräftig benannt. Es hilft auch, in den Reaper-Programmeinstellungen im Menü Audio -> Aufnahme unter "
Recorded filenames" die Wildcard "
$project - $track" einzutragen. So erhalten aufgenommene Dateien automatisch den Namen des Projektes sowie den der Spur, auf der sie aufgenommen wurden. All dies hilft, die Übersichtlichkeit und Zuordbarkeit von Dateien und Medien zu erhöhen.
Nun noch ein paar Anmerkungen zum Abhören. Bei jedem Abspielprogramm unbedingt sicherstellen, dass nicht doch irgendwo irgendeine bescheuerte DSP-Klangaufpeppoption standardmaäßig aktiviert ist und einem einen anders klingenden Mix vorgaukelt! Wie gesagt kann ich AIMP portable als den professionellsten Mediaplayer empfehlen. Auch hier kurz alle DSP-Funktionen deaktivieren. Wann immer möglich, solltest du ihn im ASIO-Modus mit deinem Audiointerface verwenden, um die beste Klangqualität zu erhalten.
Ein möglichst neutrales Abhören ist das A und O in der Tontechnik! Das Problem ist oft nicht, was du hörst sondern was du NICHT hörst. Das, was du hörst, sollte so neutral wie möglich sein (Kopfhörer, Abhöre, Raumakustik). Irgendwelche überlagerten EQs oder DSP-Effekte verfälschen deinen Eindruck, es sei denn, sie wurden speziell zur Korrektur der Abhörsituation sehr penibel eingemessen. Ansonsten allen Schnickschack unbedingt abschalten/deaktivieren, besonders auch den in den Windows-Soundeinstellungen nach Klick auf die Eigenschaften eines jeden Audioein- bzw. -ausgangs.
Ein nicht linear wiedergebender Kopfhörer oder Lautsprecher verzerrt ebenfalls deine Wahrnehmung des Mixes und leider muss man davon ausgehen, dass die meisten Kopfhörer und Lautsprecher (und Räume) nicht linear sind. Perfekte Linearität herzustellen ist relativ teuer, sprich ein relativ teurer Kopfhörer, teure Lautsprecher, teure Raumakustik. Evtl. kann der Einsatz einer Linearisierungssoftware sich preislich lohnen, um mit weniger Geld eine lineare Abhörsituation zu schaffen. Alles, was du beim Abhören falsch hörst, bringt dich dazu, falsche Gegenmaßnahmen zu ergreifen, die den Mix nur auf deinem Abhörsystem besser klingen lassen. Daher kommt dann der Effekt, dass man beim Abhören auf anderen Anlagen eine Verschlechterung empfindet. Hört und mischt man auf einem linearen oder linearisierten System, klingt der Mix überall sehr gut. Neben der Linearisierung ist auch Hörerfahrung sehr wichtig, die man über viele Jahre entwickelt. Diese hilft auch bei nicht so guten Abhörsituationen noch relativ neutral mischen zu können. Schwierig ist es, wenn man etwas über sein System nicht nur frequenzmäßig verzerrt sondern gar nicht hört, z. B. Tiefbass, den ein bestimmter Kopfhörer oder Lautsprecher gar nicht wiedergeben kann. Bei allem, was man aufgrund der technischen Limitierung des Systems gar nicht hört, kann man nicht entscheiden, was daran evtl. falsch eingestellt ist oder fehlt.
Fazit: Zum bestmöglichen Abmischen bzw. Abhören benötigt man eine frequenzmäßig möglichst neutrale Abhörsituation mit möglichst neutralem Kopfhörer (z. B. AKG oder Audeze), möglichst neutralen Lautsprechern sowie eine mit Absorbern und anderen Mitteln linearisierte Raumumgebung. Meistens muss man insbesondere aus finanziellen Gründen an irgendeiner dieser Stellen Abstriche hinnehmen. Die Kunst ist es dann, die Schwächen zu kennen und dank Erfahrung trotzdem das Beste daraus zu machen.
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